Wir kaufen das Fahrrad. Der Mann hat unser Vertrauen. Warum? Bauchgefühl. Telefonnummern werden ausgetauscht. Der Thai verspricht meine Neuerwerbung am Donnerstag aufzugeben. Ich könne es um 14:30h am Bahnhof in Bankrut abholen. Dazu brauche ich die Rechnung und meinen Reisepass, um mich zu legitimieren. Alles klingt plausibel. Ob das Fahrrad wirklich ankommen wird? Schauen wir mal. Ein Taxi bringt uns zurück zum Hotel.

Der Abend wird eingeläutet. Beim Italiener lassen wir uns die Pasta schmecken. Nach einem Glas Rotwein in der uns bereits bekannten Bar und einer netten Bekanntschaft mit einem finnischen Paar, ziehen wir weiter. Ein anderes Lokal lockt mit Musik und einer Gruppe ausgelassener Gäste. Die gehen uns nach einer Weile gehörig auf die Nerven, aber gehen wollen wir auch noch nicht. Zwei Plätze im Außenbereich werden frei. Von hier aus können wir das Treiben auf der Straße beobachten und bestellen ein weiteres Getränk. Die Dame des Hauses serviert Gin Tonic mal anders. Eine Eiskugel so weiß wie Schnee kühlt den Longdrink, der mit Rosmarin und Wacholderbeeren am Spieß dekoriert ist. Sehr lecker. Am Ende müssen wir nur die Hälfte der auf der Rechnung ausgewiesener Rechnung bezahlen. Die Inhaberin ist so happy, dass sie alte Freunde aus Kindergartentagen heute wieder getroffen hat, dass alle Gäste an ihrem Glück teilhaben sollen.

Am nächsten Morgen statten wir dem dänischen Frühstückslokal einen weiteren Besuch ab. Dann kommt der große Augenblick. Wir besteigen das Auto und los geht die Fahrt. Zunächst in einen Maxi-Supermarkt, um die Vorräte in Bankrut aufzustocken. Erst jetzt erkennen wir, was für eine Schrottkarre man uns untergejubelt hat. Unzählige Placken von Steinschlägen auf der Motorhaube, Kratzer überall. Was soll`s, wir hatten ja keine Wahl. Zumindest technisch ist das Fahrzeug in Ordnung. 

Nach dem Einkauf müssen wir die gesamte Stadt Richtung Süden durchqueren. Heute ist richtig viel Verkehr. Ich leide Höllenqualen. Auf der Autobahn ist es nicht besser. Elefantenrennen von überladenen LKW, Motorräder, die auch rechts überholen, PKW, die die Spur nicht halten. Nach 30km Fahrt biegen wir ab, Richtung Strand. Ich hatte Friedrich vorgeschlagen, auf kleinen Straßen, möglichst am Strand entlang zu fahren, soweit es geht. Die nächsten 70 Kilometer können wir genießen. Die Straße führt zwar nicht immer direkt am Strand entlang, aber das Fahren durch wunderschöne Landschaften ist entspannt. Kurz vor Prachuap Khiri Khan müssen wir wieder auf die Phetkasem (Autobahn). In Thap Sakae fahren wir wieder ab, um die letzten 25km auf der Landstraße zurückzulegen. 

Heute Abend müssen wir unbedingt in die Gecko Bar, denn Kevin und Anne aus Birmingham sind angekommen. Ein netter Abend in großer Runde.

Donnerstag stehe ich pünktlich um halb drei am Bahnhof. Der Zug fährt ein, das Fahrrad wird ausgeladen. Zuvor hatte mir der Verkäufer eine SMS gesendet, dass das Rad unterwegs sei. Die Bahnbeamten nehmen mir noch 40 Baht ab (1,20€) und dann kann ich überglücklich die ersten 4km nach Hause radeln. Manchmal muss man einfach Vertrauen haben.

Leider kommt es in den nächsten Tagen nicht zu größeren Touren, da sich der Wind verstärkt. Es wehen starke Böen, die einen fast vom Fahrrad runterhauen. Außerdem wird es immer kälter, bzw. der ständig blasende Wind lässt einen frösteln. Am Meer sitzt abends keiner mehr und in der Geckobar tragen fast alle Pullover, Jacke oder Sweatshirts der dickeren Sorte. Man wundert sich, dass im Süden beheimatete Thais über so dicke Klamotten verfügen.

Björn und Da, die eine spärlich besuchte kleine Bar am Strand betreiben, haben durch mehrere Meter hohe Wellen ihren Terrassenbereich verloren. Das bereits investierte Geld für Überdachung und Betonpfeilerverstärkung ist futsch. Palmen in direkter Nähe wurden entwurzelt. Nebenan im Restaurant Café del Mar bei Jeab und Magnus sieht es nicht besser aus. Die starken Winde sollen noch mindestens eine Woche lang andauern.

Michael und Eh' s Grundstück liegt in den Kokoswäldern. Zwar müssen sie keine Angst vor dem Meer haben, dennoch hat Eh Kummer. Die Trockenheit macht ihren Pflanzen zu schaffen. Der Wind trocknet die Böden aus, kein Tropfen Regen fällt und vielerorts am Straßenrand lassen die Blüten der Büsche die Köpfe hängen.

In der Geckobar treffen wir Deutsche, die sich hier für ein Jahr ein Haus gemietet haben, obwohl sie nur drei Monate bleiben. Manche Behausungen werden für so kleines Geld vermietet, dass es sich lohnt. Andere Deutsche, die schon viele Jahre kommen, haben sich eigene Mopeds und Bankkonten zugelegt. Auch das macht Sinn, denn man kann in Zeiten guter Kurse Geld nach Thailand senden. Im Winter, wenn der Baht fast immer im Wert steigt, profitieren die Bankkontoinhaber. 

Leider gibt es manchmal bei den deutschsprachigen Bekannten Unstimmigkeiten, aufgrund der politischen Diskussionen, die immer wieder aufflammen. Die Situation in Österreich und Neuwahlen in Deutschland bieten jede Menge Stoff zum Zoff. Zu unserem großen Bedauern, lesen viele nur Überschriften, beziehen ihre Infos fast ausschließlich über Facebook und X. Schade. Es geht inzwischen nicht mehr um Realität, fundierte Quellen, akkreditierten Journalismus mit Expertenwissen, sondern nur noch um gefühlte Wirklichkeit. Ich versuche politischen Auseinandersetzungen aus dem Weg zu gehen. Es ist mir viel lieber, mich in einer gut gemischten internationalen Runde auszutauschen, als in der deutschsprachigen Community, die immer größer wird, hängenzubleiben.

Die abendlich kühleren Temperaturen haben auch Vorteile. Man schläft hervorragend, die Klimaanlage wird nicht benötigt. Stattdessen nutzt ein Gecko das Klimagerät an der Decke als sein Zuhause. Am späten Nachmittag lugt er hervor, schaut mich an, geckst und verschwindet wieder hinter dem Gerät. Auch morgens werde ich zuverlässig von Geckslauten geweckt. Da kaum Geckodreck herumliegt, gehen wir davon aus, dass er durch ein Kabelloch tagsüber nach draußen verschwindet. Er muss sich ja auch sein Futter suchen. Obwohl mir ein Gecko-freies Schlafzimmer lieber wäre, jage ich ihn nicht. Man erwischt die flinken Gesellen nur bei Gewaltanwendung mit Besen oder anderen Hilfsmitteln. Ich lass ihm seine Ruhe. 

 

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